Decoding Stress

Dokumentation der Stegreifinhalte von "Decoding Stress"
Prof. Markus Neppl, Dr. Peter Zeile, M.Sc. Nina Haug

 

Aktive Mobilitätsformen nehmen in der Diskussion um nachhaltige Alternativen zum motorisierten Individualverkehr insbesondere im urbanen Kontext eine Schlüsselrolle ein. Dabei geht es jedoch nicht nur um die viel debattierte Zielsetzung, die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor zu reduzieren. Es muss sich zukünftig vor allem auch damit auseinandergesetzt werden, den Menschen wieder gezielter in den Fokus der Stadt- und Verkehrsplanung zu rücken. In unseren Städten könnte sich diese Transformation weg vom Leitbild der autogerechten Stadt und hin zur rad- und fußverkehrsfreundlichen 15-Minuten-Stadt schließlich maßgeblich auf die Lebensqualität und unser Erlebnis urbaner öffentlicher Räume auswirken.

Wie aber nehmen wir Stadträume wahr, wenn wir mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind? An welchen Orten in der Stadt fühlen wir uns wohl, respektive unwohl und gestresst? Welche spezifischen Faktoren beeinflussen dabei unsere Emotionen? Und vor allem: Wie können diese Einflussfaktoren für die Planung entschlüsselt werden?

Basierend auf der Grundlage der Emo-Cycling-Stressmessungen der Urban Emotions Initiative beschäftigten sich im Frühsommer 2023 in Summe 15 Forschungsgruppen mit 23 Studierenden des Fachbereichs Architektur des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) unter anderem mit diesen Fragestellungen. Die Arbeiten der Studierenden, die im Format eines Forschungsstegreifs entstanden sind, stehen im engen Kontext mit der gleichnahmigen Studie „Decoding Stress“ des Fachgebiets Stadtquartiersplanung.

Auf einem definierten Untersuchungsgebiet rund um den Karlsruher Ludwigsplatz setzten sich die forschenden Studierenden in einem zeitlichen Rahmen von vier Wochen intensiv mit der retrospektiven Analyse von potentieller Stressfaktoren im urbanen Kontext auseinander. Im Fokus stand dabei neben den inhaltlichen Untersuchungen vor allem auch die Entwicklung eines interdisziplinären und multimodalen Analyseansatzes zur methodischen Erweiterung der Stressorenanalyse. In diesem Zusammenhang beschäftigten sich die Arbeiten intensiv mit der Erweiterung und Kombination der Stressorenanalyse um einen bislang vorwiegend im Bereich der Architektur- und Stadtplanung bekannten, analogen Werkzeugkasten. Innerhalb eines experimentellen Rahmens erprobten die Studierenden die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Mappings und fotografischen Annäherungen, sowie deren Kombination.


Mit den ersten Ansätzen der hier vorgestellten Forschungsergebnisse wird eine Methodik skizziert, die es ermöglicht, erstmals auch Aspekte der Stadt- und Raumwahrnehmung in die Stressorenanalyse miteinzubeziehen. Schließlich könnte mit diesem holistischen Ansatz ein Beitrag dazu geleistet werden, das subjektive Empfinden des Menschen bei seiner Bewegung durch die Stadt zu erforschen und ihn erstmals auch in den Fokus der retrospektiven Stressorenanalyse zu rücken.

Publikation Decoding Stress: https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000163061