Masterarbeiten Wintersemester 2021/22

 

STATT FLUGHAFEN - Urbaner Wandel deutscher Regionalflughäfen am Beispiel Bodensee Airpark Friedrichshafen
Nima Maghsoudi

„Flughäfen sind in ihrer Funktion als überregionale Dreh- und Angelpunkte gleichzeitig Eingangstor zur Stadtregion sowie Schaufenster zur Welt und könnten als Vorzeigeorte für ambitionierte stadtentwicklungspolitische Projekte gelten. Selten prallen jedoch stadtgestalterische Ansprüche und die gebaute Realität so hart aufeinander wie in der Umgebung großer Verkehrsflughäfen.“ (Schlaack, 2015)

Im Umland dieser „Umsteigestationen“ wird vermehrt der Raum von zersiedelten, gesichtslosen und unzureichend integrierten Strukturen geprägt. Diese sind weder architektonisch, noch städtebaulich anspruchsvoll und zumeist unbedeutend für die Stadt. Immer häufiger treten Fragen einer möglichen Umstrukturierung, der gesellschaftlichen Mitbestimmung, der wirtschaftlichen Tragbarkeit und städtebaulichen Qualifizierung des Flughafens sowie Flughafenumfeldes in den Vordergrund. Kaum ein anderer derart bedeutsamer Ort unserer Städte weist eine solche Präsenz kontroverser stadtentwicklungspolitischer Kernfragen von zukunftsfähiger Stadtplanung auf. Die großen Flächeninanspruchnahmen des Flughafens prägen nicht nur die Stadtregion, sondern hierarchisieren sie auch. Oftmals wird er als ein notwendiges Infrastrukturprojekt dargestellt, welches jedoch in ökologischer, sozialer und gestalterischer Hinsicht als kaum verträglich eingeordnet wird. Hinzu kommt, dass die Austragung des Diskurses in der Verantwortung der Stadt bzw. der Region steht, vor allem in Bezug auf das Thema der Nachhaltigkeit und dem Umgang mit staatlichen Förderungen derartiger Projekte.

Die Ambition dieser Masterthesis ist es sich dem kontrovers diskutierten Thema deutscher Regionalflughäfen zu widmen und aus stadtplanerischer Sicht die Potenziale, Möglichkeiten und Defizite aufzuzeigen, um letztlich anhand der wissenschaftlichen Ausarbeitung und einem beispielhaften Umgang/Konversion weitere Anregungen und Vorgehensweisen zu visualisieren. Die persönliche Motivation und Zuneigung zum Thema Flughäfen entstand aus dem Willen großen, ungenutzten bzw. mangelhaft ausgelasteten und wirtschaftlich nicht nachhaltig tragbaren Raum in einen neuen Ort zu verwandeln. Dabei soll er mehr bieten als die Bedienung der Monofunktion einer „Tür“, die man durchschreiten muss, um zu einem anderen Ziel zu gelangen. Sie sollen zu „Landebahnen“ werden, die zum Verweilen einladen und sich zukünftig zum Hotspot verschiedenster Anforderungen entwickeln, die dem lokalen Raum und der Struktur des Ortes gerecht werden.

 

6 DE MAIO - Neuentwicklung eines ursprünglich informell geprägten Quartiers in Lissabon Mithilfe von Strategien des Selbstbaus für Soziales Wohnen
Hannah Hopp

Eine anhaltende Migration in Städte wird das Stadtbild zuneh­mend prägen und Entscheidungen, Veränderungen und Entwick­lungen einer Stadt maßgebend beeinflussen. Besonders stellt diese Entwicklung Städte vor die kontinuierliche Herausforderung, ein Angebot an Wohnraum und besonders eine Weiterentwicklung der sozialen Wohnformen zu schaffen. Nachdem Migration in Städte aufgrund verschiedener Beweg­gründe weiter anhalten wird, so werden Städte auch in Zukunft weiter mit informellem Siedeln und Wohnen konfrontiert werden. Aufgrund dieser Annahme benötigt es einen gezielten Umgang mit informellen Strukturen. Als eine Reaktion auf zukünftige Informalität wird im Rahmen dieser Masterarbeit das Bereitstellen freier Flächen im Stadtraum für zukünftige informelle Entwicklungen gesehen. Dies geht zwin­gend mit dem Schaffen eines formellen Rahmens einher, welcher die zu erwartende Informalität regelt und so ermöglicht. So soll das Entstehen städtischer Quartiere, die an das Stadtge­biet anknüpfen, die Rechte einer Stadt innehaben, einen Mehrwert für die städtische Umgebung bilden und einer Segregation sozi­alschwacher Bevölkerungsgruppen entgegenwirken, gefördert werden. Angestrebt ist dabei eine Stärkung positiver Aspekte informeller Entwicklungen, sowie das Verhindern negativer Begleiterschei­nungen durch einen formellen Rahmen.

Das derzeit brachliegende Gebiet 6 de Maio weist trotz der lee­ren Fläche eine starke Identität des Ortes an sich durch den ge­schichtlichen Hintergrund auf. Diese gilt es im Rahmen einer Neuentwicklung zu bewahren und erneut zu stärken. Gleichzeitig ist das Gebiet durch eine negative Assoziation auf­grund zum Beispiel mit Informalität einhergehender mangelnder Sicherheit geprägt. Durch ein Anknüpfen an das städtische Um­feld als Bestandteil des städtischen Kontextes soll dem weitestgehend entgegengewirkt werden.

 

VISION FÜR DAS (NEU)DORF
Marlene Gehrmann

Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit dem Masterarbeitthema ist hierbei die Dringlichkeit der Problematik um Einfamilienhausgebiete gewesen. Mit Betrachtung der Wünsche und Anforderung an die Wohnstätte, soll ein zeitgemäßer Ansatz an neue Wohngebiete konzipiert werden, der zeitgleich eine nachhaltige Siedlungsentwicklung mit den Bedürfnissen der Bewohner vereint. Grundlage des Siedlungscharakters ist die Präsenz von Gemeinschaftsstrukturen auf unterschiedlichen Betrachtungsebenen und räumlichen Größen. Mit der Thesis soll eine Grundlage geschaffen werden, um neue Denkmuster und Erwartungshaltungen zu fördern und einen Beitrag zur zukunftsorientierten Entwicklung von Dörfern und ruralen Siedlungen in ländlichen Gebieten zu leisten. Mit der Auseinandersetzung mit Themen wie der Siedlungsgenese, dem demografischen Wandel, dem Wandel der Arbeitswelten sowie der Form von Gemeinschaften, wird eine Grundlage für die Entwurfsentscheidungen und Konzeption einer Siedlungsstrategie gesetzt und versucht in alltagsgegenwärtigen und gesellschaftlichen Fragestellungen Verknüpfungen herzustellen. Der Fokus liegt dabei auf der Gesamtkonzeption einer Siedlung und wie die einzelnen Komponenten in einem Standort anhand des gedanklichen Grundgerüsts zusammengefügt werden. Die besondere Situation einer Umsiedlung bestehender Ortschaften durch die Erweiterung des Braunkohletagebaus bietet eine Möglichkeit, um mit bestehenden Gemeinschaften einen experimentellen Siedlungsversuch anzusetzen. Mit der Absicht neue Dorfstrukturen in die aktuelle Zeit zu interpretieren, werden Erkenntnisse aus der historischen Siedlungsgenese sowie Instrumente zur Umsetzung sich wandelnder Lebensformen in den Entwurf verarbeitet.

Das Entwurfsziel ist eine Strategie und Methode zur Konzipierung neuer und additiver Ortsstrukturen, die von der historischen Genese von Dörfern inspiriert und an den Bedürfnissen der neuen Bewohner orientiert ist. Mit der Berücksichtigung alltagsgegenwärtiger Thematiken, wird durch das Grundgerüst der Siedlungsstrategie auf neue Arbeitsmodelle, neue Zeitmodelle und neue Mobilitäts- und Wohnformen geantwortet. Die Hauptfragestellung kursiert um den Ausblick wie in Zukunft in einer Dorfgemeinschaft in ländlichen Siedlungen gelebt wird und wie die Bewohner bestmöglich unterstützt und inspiriert werden können.

 

DARMSTADT WEITERDENKEN - Eine Perspektive für das Starkenburg- Areal
Janine Arnold

Gerade die Revitalisierung von Grundstücken, die gar nicht oder nicht entsprechend ihren städtebaulichen Potenti­alen genutzt werden, bieten Städten wie Darmstadt eine willkommene Möglichkeit ihre Entwicklung nachhaltig und zukunftsgerichtet zu steuern. In Darmstadt stellt dabei seit einigen Jahren vor allem die Konversion ehemals mili­tärisch genutzter Areale ein Thema mit großer Relevanz dar. Denn durch den Abzug der alliierten Streitkräfte im Jahr 2008 sowie durch die Strukturreform der Bundes­wehr werden die Standorte nach und nach an den Bund zurückgegeben und damit für eine zivile Folgenutzung frei. Mit der Umnutzung, dieser größtenteils innerstäd­tischen und infrastrukturell gut erschlossenen Flächen eröffnet sich der Stadt die Möglichkeit dem Wohnraummangel entgegenzutreten und neue, dringend benö­tigte Entwicklungsräume für Wohnen und Arbeiten zur Verfügung zu stellen. Zu den in diesem Sinne vorhandenen Potentialen im Stadtgebiet von Darmstadt gehört auch die Entwicklung der Starkenburg-Kaserne, welche in den kommenden Jahren auf Grund einer Standortaufgabe der dort ansässigen Bundeswehr, in die Hände der Stadt übergehen soll. Jahrzehnte lang war dieses Areal „Sperrgebiet“ und für die Bürgerschaft bis heute unzugänglich. Die Umnutzung dieser Konversi­onsfläche in absehbarer Zeit eröffnet die einmalige Chance ein neues Stadtquartier mit Wohn- und Gewerbeflächen zu verwirklichen. Im Hinblick auf aktuelle Themen und globale Herausforderungen wie den Klimawandel, die Mobilitätswende, die zu­nehmende Digitalisierung sowie die Transformation der Arbeitswelt können hierbei durch die Realisierung eines nutzungsgemischten Quartiers mit kurzen Wegen zudem wichtige Impulse für die Stadt und deren nachhaltige Entwicklung gesetzt werden.

 

URBANE LANDWIRTSCHAFT - Potenziale der Landwirtschaft für die Stadt, am Beispiel Suttgart
Sophie Klaß

In der heutigen Zeit scheinen immer mehr Probleme auf uns zuzukommen, die Liste reicht vom Klimawandel, einer zuneh­menden Weltbevölkerung, Hungersnöte und Kriege, Wirt­schaftskrisen und Ausbeutung armen Ländern. Die Weltbevölkerung soll laut bpb bis 2050 von etwa 7,77 Mil­liarden Einwohnern auf etwa 9 Milliarden ansteigen. Dies hat nicht nur einen erhöhten Flächenverbrauch und Res­sourcenverbrauch zur Folge, sondern bedeutet auch, dass für eine, runde 15 % größere Bevölkerung Nahrung produziert werden muss und neue Wohnfläche entstehen muss, jedoch stehen gerade diese beiden Flächen in Konkurrenz zueinander. Es wird immer mehr Nahrung benötigt, doch es steht immer weniger fruchtbarer Boden zur Verfügung, ein Paradox für wel­ches eine Lösung gefunden werden muss.

Urbane Landwirtschaft schein zunächst eine attraktive Lösung zu sein, um effiziente Nahrung in unmittelbarer Stadtnähe zu produzieren. Wenn nur etwa 5-10 % der herkömmlichen land­wirtschaftlichen Produktion durch urbane Landwirtschaft er­setzt werden könnte, würden sich vermutlich bereits relevante Unterschiede bemerkbar machen. Zumindest könnte so der Rodung weiterer Naturräume und Verpestung der Umwelt durch lange Transportwege zumindest für kurze Zeit Einhalt geboten werden. Um sich tatsächlich positiv auf die Nahrungsproduktion und den Flächenverbrauch auszuwirken, sollte urbane Landwirt­schaft nicht in Konkurrenz zum Wohnungsmarkt stehen. Je­doch ist bereits der Wohnungsmarkt in vielen Städten deutlich überlastet und anderweitig werden Flächen in der Stadt für anderweitige Zwecke wie Industrie, Gewerbe oder öffentliche Gebäude benötigt. Ist es tatsächlich möglich, urbane Landwirtschaft nachträglich in die Stadt u integrieren? Welche Arten der urbanen Landwirt­schaft gibt es und welche eignen sich und wo steht so viel Flä­che zur Verfügung?